Donnerstag, 13. November 2014

Minga, Du Wunderbare!


München, Du Partybiest. Vor wenigen Wochen hatte ich Dich schon einmal besucht. Damals allerdings nicht anlässlich eines Fußballspiels, sondern im Rahmen des Oktoberfestes. Von Dir hatte ich kaum etwas sehen können, da das im limitierten Zeitrahmen leider nicht möglich war. Stattdessen sammelte ich Eindrücke der von Wiesn in einem Festzelt, welches vermutlich mit weitaus mehr Touristen denn mit Münchnern gefüllt war. Mir erschien es wie ein Zusammenschluss unserer heimischen Altstadt gepaart mit der großen Rheinkirmes, optisch nur durch die mehr oder weniger landestypischen Trachtenoutfits unterschieden. In Erinnerung blieben mir Braterei-Stände jeglichen verfügbaren Viechzeugs, unter anderem Ferkel-, Schweine-, Würstl-, Schnitzel-, Rinder-, Lämmer-, Kälber-, Enten-, Gänse- und Händl-Bratereien, eben alles, was sich metzgertechnisch auf den Grill hauen ließ.

In den Zelten tobte das Feiervolk, angestachelt durch etliche Maß Bier und Schlagerhits, die freudig und laut auf Bänken stehend geschmettert wurden.

Meine Leute, mit denen ich da war, gaben sich der Festivität in vollem Umfang hin, ich dagegen entzog mich der Szenerie und nuckelte stundenlang an einem Radler herum, aus dem einfachen Grund, dass man bis zu 45 Minuten vor den Toiletten anstehen musste. Nüchtern betrachtet waren dann zu späterer Stunde selbst die niedlichsten Lederhosenträger - nur noch des Lallens fähig - langweilig, während ich in einem Meer wogender Brüste ertrank, die die weiblichen Besucher voller Stolz im hochgeschnürten Dirndl vor sich her tragend hopsen ließen. Ich bin ein Fußballkind und feiere wirklich gerne. Aber das war selbst mir too much. Erwähnt sei an dieser Stelle der @felgenralle, der treffend auf meinen Post "Wiesn. Nur im Suff is schön" bemerkte, wie viel Wahres (leider) an dieser Aussage sei.

Anbei und nicht unwichtig sei erwähnt, dass ich auf dem Rückweg nach Düsseldorf einen Stop in Darmstadt einlegte, denn meine Fortuna gastierte bei den Lilien am Böllenfalltor, welches als uneinnehmbar galt, ihrem bisherigen Aufstieg aus der dritten Liga und den eingefahrenen Heimsiegen geschuldet. Die Fahrt gestaltete sich staureicher als gedacht, so fand ich mich erst zur zweiten Halbzeit am Darmstädter Ground ein, der mir sehr gut gefiel. Ein charmantes Fußballstadion, das außer über einer Tribüne jegliche Überdachung vermissen ließ und dem baulichen Wesen einer modernen Fußballarena erfrischend trotze.
Den Lilien nütze das freilich nichts, wir eroberten den Rasen mit einem fetten 4:1, an dem unsere finnische Leihgabe Pohjanpalo maßgeblich mit einem Hattrick beteiligt war.

München, Du Schöne. Nun machte ich mich erneut auf den Weg zu Dir, diesmal nicht mit dem Auto, sondern auf dem Luftweg. Entstieg dem Flieger am endlos großen Franz-Josef-Strauß Flughafen mit freudiger Erwartung und ließ mich auf Dich ein.

Schon einmal hattest Du mir gezeigt, wie schön Du sein konntest,. Nein, nicht auf der Wiesn, sondern einen Abend davor, als die wunderbare @coocooo266 einen kleinen Sonder-#tpmuc für mich organisierte und sich einige liebe Twitterer dieser Stadt aufgemacht hatte, um mich im NageundSauge willkommen zu heißen.

München, Du Quirlige. Ich kämpfte mit Deiner MVG, kannte ich sie bisher doch nur aus Erzählungen. Sie verwirrte mich ob all ihrer ihrer Linien, Etagen und Steige. Ein unentwegter Strom unfassbar vieler Menschen überrollte mich. Sie hasteten die verschiedenen Ebenen entlang und rannten die unzähligen Rolltreppen herauf und herunter. Ich ließ mich mitziehen und schaffte es irgendwie, die S-Bahn nach Fröttmanning zu erwischen, die mich zur Allianz Arena brachte, in der meine Fortuna an diesem Montagabend zum Spiel gegen die Münchner Löwen antrat.

Die Arena präsentierte sich in leuchtendem Blau vor einem dunklen Nachthimmel. Das war hübsch anzusehen und ich kannte keine andere Spielstätte, die in der Lage war ihr Farbkleid zu wechseln, je nach dem, welche Heimmannschaft sie beherbergte. Die Innengänge erwiesen sich weit weniger prächtig, hier herrschten Betonwände und Stahlrohre an den Decken vor. Sie erinnerten mich an die im Volkspark- oder Westfalenstadion, es wirkte ein wenig so, als seien sie noch nicht ganz fertiggestellt.

Mit einem Bier bewaffnet, das mir eine ausgesprochen freundliche Mitarbeiterin eines Getränkestandes nach umfassender Erklärung des Bezahlsystems verkauft hatte, erkundete ich den Innenraum und war nun doch etwas enttäuscht. Es mag daran gelegen haben, dass die Arena kaum zu einem Viertel gefüllt war. Die Ränge umfassten 3 Etagen, wovon die oberste abgedeckt worden war. Trotzdem stellte ich es mir schwierig vor, unter diesen Voraussetzungen Stimmung in die Bude zu bringen.

Nach dem üblichen Fahnenschwenk- , Maskottchen- und Eröffnungstamtam konnte es dann endlich losgehen. Der hellblaue Anhang hinter dem Heimtor mühte sich redlich um Atmosphäre und Lautstärke, was ihm auch ganz gut gelang, nur verlor sich das eben leider etwas in dem riesigen Rund. Auch kamen der gesanglichen Aufforderung "Steht auf, wenn ihr Löwen seid" leider kaum jemand auf der Gerade und Gegengerade nach. Ich fand das wirklich schade, denn diese Arena lud eigentlich dazu ein, sie mit lebhaftem Leben zu füllen.

Wir auf unserer Seite hatten jedenfalls allen Grund zu feiern, denn die Fortunen begannen mit einer fulminanten Anfangsphase, pressten mit hohem Tempo und starkem Offensivdrang, spielten die Sechziger schwindelig und krönten das Ganze bereits in der 4. Minute mit einem Tor. Und das nach einer eigenen Ecke! Ich konnte mich nicht erinnern, wann es das zuletzt bei uns gegeben hatte. Zwar war sie - typisch Fortuna - nicht besonders gut geschossen, der Ball wurde aber im Gemenge am 5m Raum von einem Gegenspieler weitergeleitet, unser Verteidiger Soares stand an der richtigen Stelle, hin die Birne hin und zack, drin war die Kugel. Ich war ganz aus dem Häuschen vor Freude, bescherte uns dieses Tor doch die Rückkehr auf Platz 2 in der Tabelle, in der uns die Darmstädter zwischenzeitlich überholt hatten. Ich hoffte, dass sich das Ergebnis allenfalls zu unserer Gunsten nach oben korrigieren würde und wir uns nicht wieder einen späten Gegentreffer einfangen würden. Nach ungefähr 20 Minuten schalteten unsere Jungs einen Gang zurück und ließen es defensiver angehen.

Die Löwen fanden nun besser in ihr Spiel und beschäftigten unsere Verteidigung ganz ordentlich. Ein bisschen begann ich nun doch zu zittern, das lag aber auch daran, dass es bitter kalt an diesem Abend war. Zumindest kam mir das so vor, ich war bei 14 Grad und Sonnenschein im Westen los geflogen, entsprechend zu dünn für die hiesigen Temperaturen gekleidet und fror dermaßen, dass ich zwischendurch tatsächlich auf heißen Kakao statt Feierbier umsteigen musste.

Schlussendlich hielten wir den Spielstand, sogar durchaus souverän, es war mir schon fast unheimlich, wie beeindruckend gut wir uns seit dieser Saison präsentierten, auch wenn der ein oder andere Spieler mal einen schlechten Tag hatte. Unser Trainer machte einfach vieles richtig und die Jungs verstanden es, seine Spielideen und Taktiken erfolgreich umzusetzen.

Bibbernd aber hochzufrieden verließ ich die Arena, stellte mich erneut der Herausforderung der MVG und gelangte nach einem etwas umständlichen Weg zum Augustiner Keller, in dem sich wieder einige liebe Münchner eingefunden und geduldig auf mich gewartet hatten, um mit mir zu feiern und auf den Sieg meines Vereins mit meiner allerersten Augustiner Hoibe anzustoßen. Unser kleiner, feiner Tross setzte sich zu später Stunde in Bewegung und wir fanden uns in der Sportbar Schiller ein. Ein paar Fortunen hatten dieselbe Idee in die Tat umgesetzt. Gästefans waren ja immer auch ein wenig das Aushängeschild ihrer jeweiligen Heimatstadt. Darauf war ich manches Mal nicht unbedingt stolz, aus verschiedenen Gründen. Im Schiller lief eine Wiederholung des gerade beendeten Spiels im TV, was Teile der anwesenden Rot-Weißen zum Anlass nahmen, lautstark herum zu grölen und diverse Schlachtgesänge zu skandieren. Meine Münchner ertrugen es mit Fassung und wir feierten unsere spontane Party bis tief in die Nacht, was mir und vielleicht auch dem ein oder anderen einen schicken Schädel am nächsten Morgen bescherte.

München, Du Prächtige. Den Dienstag verbrachte ich damit, Deine Innenstadt zu erkunden. Die liebe und sehr großartige @toesiroe hatte sich die Mühe gemacht und mir eine kleine Tour zusammengestellt, damit ich mich einigermaßen zurecht fand und nicht vollkommen planlos durch die Gegend lief. Wer wie ich Gefallen an der Architektur verschiedener Epochen und Jahrhunderte hatte, der kam hier aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich durchquerte Straßen und Plätze, gesäumt von Bauwerken und Häuserfassaden, die dem Auge alle Schönheit bot, die Renaissance, Barock, Klassizismus, oder aber auch Mittelalter und Jugendstil ausmachten. Denkmäler, Säulen, unzählige Kirchen, Wandmalereien, versteckt auf der Rückseite des Eingangs zum Hofgarten, eine kleine, ockergelbe mittelalterliche Gasse mit Kopfsteinpflaster am Boden war ebenso zu finden wie breite, großzügige Straßen. Kleine versteckte Geschäfte, die originale Trachten nebst Accessoires oder Möbel von Biedermeier bis Barock anboten, wechselten sich ab mit den Hochglanzpalästen der A-Designer und den üblichen Modeketten à la H&M.

Ich beschloss den Tag mit einem köstlichen Krustenbraten an Kartoffelknödel und Bayerisch Kraut im Hofbräuhaus. Die Szenerie wies gewisse Ähnlichkeiten mit der Wiesn auf. Ein bunt gemischtes Publikum bevölkerte die Tische, junge und ältere Menschen, Studenten, hippe Szenegänger, Japaner, Amerikaner, aber auch Bayern in traditioneller Kleidung, dazu boten Breznverkäufer in Dirndl und Lederhose ihre Ware in den Gängen zwischen den Tischen feil. Es kam mir vor wie ein kleiner Oktoberfest-Mikrokosmos, Hot-Spot für Scharen von Touristen aus aller Herren Länder, aber auch Treffpunkt für Münchner, die ihre bayrische Tradition lebten und pflegten.

Ziemlich müde aber glücklich ob all des Erlebten machte ich mich auf den Rückweg zum Flughafen. Ich hatte einen winzigen Blick auf eine wahrhaft schöne Stadt werfen dürfen. Wieder hatte die Zeit für nur so Weniges gereicht, obschon es noch so unglaublich viel zu sehen gegeben hätte.

Ein weiteres Mal hatte ich Menschen getroffen, die sich Zeit für mich nahmen und großen Anteil daran trugen, dass ich mich in ihre Stadt verliebt hatte und sie gedanklich mit dem Namen bedachte, mit dem sie sie liebevoll bezeichneten: Minga.

Zum Schluss möcht ich einfach Danke sagen. Danke Minga, du Wunderbare. Danke, @mikschne (schön, dass wir uns endlich getroffen haben und für Deine besondere Hilfe!), @toesiroe (fühl Dich ein weiteres Mal ganz fest von Herzen gedrückt!), @iAlexh (auf bald in DUS, freu mich schon riesig!), @daSirQuickly (keiner grantelt charmanter als Du!) und @el_loko74 (Block42 wartet auf Dich!) für die schönen Stunden mit Euch. Und danke, Fortuna Düsseldorf, dass Du mir einen Sieg geschenkt hast und es mir die Reisen mit Dir immer wieder ermöglichen, großartige Orte und liebenswerte Menschen kennenzulernen.

























Fortuna Düsseldorf. Meine Liebe, mein Verein.

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